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Ostergruß 2018 des Großdechanten
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Liebe Schwestern und Brüder aus der Heimat und uns Verbundene, fast jede Woche liegt ein Totenbrief im Briefkasten, und ich frage mich dann: Wer ist jetzt dran? Als in den Monaten Dezember bis Ende Januar vier Mitbrüder aus meinem Weihekurs 1964 hintereinander starben - inzwischen sind 19 von 42 Mitbrüdern heimgerufen worden, da wurde mir deutlich: Unsere Jahrgänge - nicht nur aus dem Klerus - sind dran! Das Ereignis Tod kommt unaufhaltsam auf uns zu, ihm kann keiner entgehen oder ausweichen. Erschreckend kam auf mich hinzu, daß nach einer Untersuchung des Emnid-Instituts, die die evangelische Kirche in Auftrag gegeben hatte, junge und alte Leute Antwort auf die Frage gaben: Was kommt nach diesem Leben - Paradies, Hölle, eine weitere Runde auf dieser Erde? Erschreckend die Aussage:
33% der 14 - 29jährigen meint, es kommt nichts mehr, Gilt das auch für die ältere Generation der Heimatvertriebenen und der uns Verbundenen? Ich kann es nicht glauben und für wahr halten. Steckt hinter dem Glauben unserer Mitchristen nicht mehr? Was haben uns unsere Eltern, Priester und die Lehrer mit auf den Weg gegeben: Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen! Vor mir steht auf dem Schreibtisch der 45 cm hohe auferstandene Herr, sichtbar gezeichnet von den Wunden, die zum Tod führen. In der Heimat stand von Ostern bis Christi Himmelfahrt immer der Auferstandene auf dem Altar. Der „Auferstandene“ lebt! Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes, hat den Ersten der Entschlafenen berührt und auferweckt zum Leben. Unser Gott hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus das Leben auf den Kopf gestellt. Wir Christen dürfen uns freuen: Unser Leben geht weiter in der Anschauung Gottes. Wir dürfen ihn schauen wie er ist - und das genügt. Das ist unsere Botschaft: Jesus hat den Tod besiegt. Vor acht Wochen konnte ich noch eine Großnichte taufen. Gott schreibt den Namen des Kindes für immer in seine Hand und das Kind ist und bleibt Eigentum Gottes. Das Leben bleibt und auch die Freude am Leben des Kindes ist unüberbietbar. Gott steht hinter diesem Kind. Stimmen wir ein in den Osterjubel der Kirche: Jesus, dir jauchzt alles zu, Herr über Leben und Tod bist Du! In Deinem Blute gereinigt von Schuld, freun wir uns wieder der göttlichen Huld. Gib, daß wir stets Deine Wege gehen und glorreich wie Du aus dem Grabe erstehn. Ich wünsche Ihnen ein hoffnungsvolles Osterfest auch im Namen von Präses Martin Karras! Ihr Großdechant Franz Jung
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Ein Boot von Flüchtlingen, die aus der Not von Krieg, Hunger und Verfolgung wegen ihres christlichen Glaubens aus ihrer Heimat geflohen sind. Wie dieses Boot vor der Franziskusbasilika in Assisi werden auch an anderen Orten in Europa solche Boote gezeigt, um von der Not und von der Rettung zu berichten, die Menschen in unseren Tagen erfahren haben. Mit Betroffenheit sehen wir solche Zeugnisse von menschlicher Not und Rettung. Ostern feiern wir die Befreiung aus der Not durch Jesus Christus. Wir sagen damit, dass es eine lebensbedrohliche Notlage gab, dass es einen Erlöser gibt und dass wir dankbar sind für die persönliche Befreiung aus der lebensbedrohlichen Situation von Sünde und Tod. Das tun nicht alle Menschen an Ostern. Manche nutzen die Tage für Erholung und Reisen. Gemeinsam mit vielen Christen feiere ich jedoch diese Tage in Dankbarkeit für Jesus Christus, der sich meiner lebensbedrohlichen Not angenommen hat. Wir müssen nicht mehr in Sehnsucht nach einem Erlöser rufen und wir müssen ihn auch nicht unter den verschiedenen Anbietern von Erlösung heute suchen. Auch diese Heilsanbieter versprechen Befreiung von der Last des Alltags und auch von der Not, nicht das zu haben, was jetzt „in“ ist und was der Nachbar schon längst hat. Wir bekennen uns zu Jesus Christus, der die menschliche Not bis in den schimpflichsten Tod hinein angenommen hat und durch den Tod in ein neues Leben gegangen ist. Die Verbundenheit mit ihm durch Glaube und Taufe ermöglicht uns die Befreiung von der persönlichen Schuld und der Gefahr des ewigen Todes in der Gottferne. Der österliche Ruf des HALLELUJA ist für mich wie ein Freudenschrei, denn ich muss mich jetzt nicht mehr vor dem fürchten, was mir die Freude am Leben nehmen könnte: die Erfahrung von Schuld und die Perspektive des Nichts. Was kann für mich dann an Ostern eine „Bootserfahrung“ sein? Vielleicht erleben Sie in der Osternacht in Ihrer Pfarrkirche die Taufe von Kindern, Jugendlichen oder sogar Erwachsenen. Menschen werden zur Taufe gebracht oder gehen selbst dorthin, um durch dieses kleine Zeichen des Übergießens mit Wasser im Namen des Dreifaltigen Gottes zu einer neuen Lebensqualität zu kommen – oder ich sage auch gern: zur eigentlichen Bestimmung des Menschen zu finden, nämlich zur Verbundenheit von Schöpfer und Geschöpf. Die Taufe rettet von der Ausweglosigkeit in der Sünde und der ewigen Gottferne. Sie ist das Rettungsboot. Vielleicht ist es auch die Erfahrung von Vergebung nach einem Streit in der Familie. Vielleicht ist das Boot auch die Erfahrung, dass ehemalige Feinde zu Freunden werden, wenn Völker sich versöhnen oder Vergangenheit aufgearbeitet wird und beide Seiten erkennen und bekennen, dass einander Unrecht getan wurde. Was ist mein Boot der Rettung? Dankbarkeit für die Gnade der Taufe sollte in jedem Fall an Ostern in unseren Herzen sein. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und gnadenreiches Osterfest. + Weihbischof Dr. Reinhard Hauke Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
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