|
Weihnachtsgruß von Weihbischof Hauke
Ins Licht schauen und Wünsche erkennen
|
Das Friedenslicht von Betlehem kommt in den Weihnachtstagen an viele Orte in der Welt. Eigentlich ist es nur eine kleine Flamme, aber sie hat eine große symbolische Bedeutung. Das Licht wird in der Geburtsgrotte in Betlehem entzündet und kommt dann auf vielen unterschiedlichen Wegen zu Menschen, die darin mehr erkennen als nur eine kleine Flamme, die in der Geburtsgrotte entzündet wurde.
|
Zum Vergrößern hier klicken
|
Das Licht verbindet Menschen, die von der Geburt Jesu als des Erlösers aller Menschen bewegt und berührt worden sind. Wo dieses Licht entzündet wird, soll ein Ort des Friedens und der Versöhnung sein. Junge und ältere Menschen tragen das Licht in ihre Wohnungen, wie wir es auf unserem Foto sehen. Es zeigt eine ältere Dame, die schon seit vielen Jahren dieses Friedenslicht in ihre Wohnung in einem Altenheim holt. Wir sehen ihren frohen und nachdenklichen Blick, als ob sie sagen möchte: „Was bringst du mir in diesen Weihnachtstagen für eine Nachricht?“ Sicherlich wird sich äußerlich am Leben der älteren Dame nichts ändern. Sie bleibt mit Sicherheit in ihrer Wohnung im Altenheim, denn sie braucht eine Betreuung. Aber innerlich ändert sich etwas. Sie schaut über den „Tellerrand“ ihres Lebens hinaus und denkt nicht mehr an die Sorgen des Alters, sondern schaut auf das Kerzenlicht aus einem fernen Land, das ihren Lebenshorizont weit macht.
|
Weihnachten ist von einer Botschaft erfüllt, die den Horizont unseres Lebens weit machen kann: Gott sendet uns seinen Sohn und bringt damit seinen Willen zum Ausdruck, endgültig einen bleibenden und dauerhaften Bund mit uns Menschen einzugehen. Was bisher aufgrund der Schwachheit der Menschen nicht gelungen ist, dass es einen dauerhaften Frieden zwischen Himmel und Erde geben kann, soll nun durch den Gottessohn, der Mensch wird, möglich werden. Stellvertretend sagt Jesus Christus als Mensch zu Gott das Ja des Bundes und öffnet damit den Himmel für uns Menschen, die im und vom Wohlgefallen Gottes leben.
Mit dem Licht von Betlehem kann auch in dieser besonderen Zeit und unter den besonderen Umständen, unter denen wir im Jahr 2020 Weihnachten feiern, die Botschaft vom Frieden Gottes mit uns Menschen in alle Zimmer und an alle Orte gebracht werden, an denen sich Menschen aufhalten, die noch Sehnsucht nach einem besseren und schöneren Leben haben, als sie es derzeit erfahren. Wir schauen in die Flamme einer Kerze, werden still und horchen in uns hinein, welche Fragen und Wünsche wir haben. Viele Kinder schreiben diese Wünsche auf Wunschzettel und beauftragen ihre Eltern, dem Christkind diese Wünsche zu übermitteln. Jeder von uns kann einen Wunschzettel persönlich bei Christus abgeben, wenn wir unsere Wünsche erkannt, im Licht der Kerze geprüft und dann im Gebet übermittelt haben. Im Jahr 2020 wünsche ich mir natürlich besonders, dass es auch wieder ein „Weihnachten wie bisher“ einmal geben wird. Mehr noch aber wünsche ich mir, dass Frieden einkehrt in unsere Herzen und in die Herzen aller Menschen in der Welt, damit Kriege, Vertreibungen, Flucht und Ungerechtigkeiten endlich aufhören.
Beten Sie mit mir und vertrauen Sie auch
Ihre geheimsten Wünsche dem göttlichen Kind
an. Mit Sicherheit bringt es Licht in Ihr Leben.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Freude
am neuen Leben durch das Kind von Betlehem
wünscht von Herzen
+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge
|
Weihnachtsgruß des Großdechanten
Liebe Grafschaft Glatzer Landsleute
und uns Verbundene,
|
Zum Vergrößern hier klicken
Königsteiner Madonna als
„Mutter der Vertriebenen“ |
Jahr für Jahr suche ich ein Weihnachtsfoto nach Möglichkeit aus unserer Heimat. Durch die Corona-Pandemie war unsere Wallfahrt im September ausgefallen, in der wir mit der jetzigen polnischen Bevölkerung den 10. Jahrestag der Seligsprechung von Kpl. Gerhard Hirschfelder auch ein Zeichen der Versöhnung feiern wollten.
Da fiel mir das Bild der Königsteiner Madonna in die Hand mit dem Titel „Mutter der Vertriebenen - bitte für uns“. Prälat Adolf Kindermann, der als Weihbischof im Albertus-Magnus-Kolleg wirkte, ließ den schlesischen Bildhauer E. Jaekel aus Glogau die Schutzmantel-Madonna anfertigen.
1952 wurde die Statue der Gottesmutter geweiht.
Maria läßt das Jesuskind herunterblicken auf die Kinder, Frauen und Männer, die Schutz suchen. „Maria, breit den Mantel aus“, so fällt vermutlich vielen das Marienlied ein.
Damals im Jahr 1952 war das Motiv der Schutzsuchenden noch aktuell: Vertreibung, Gefangenschaft von Männern, - Väter, Mütter mit Kindern und Jugendlichen sowie die Sorge um die Zukunft. Die Rückkehr in die Heimat war geschwunden, und die Heimatvertriebenen erklärten 1950 in der „Charta der Heimatvertriebenen“, im Blick auf ein vereintes Europa auf Rache und Vergeltung zu verzichten.
Viele von uns Heimatvertriebenen waren damals innerlich noch nicht zu dieser Aktion bereit.
Viele haben nach 1952 Eigentum erworben, Häuser gebaut, einige konnten ihren Kindern das Studium ermöglichen, der Wirtschaftsaufschwung wurde dank der Vertriebenen geschafft.
|
Und heute leben wir - wie ein Journalist in einer westfälischen Zeitung schrieb - in einem wohlstandsverwöhnten Dasein. Wir haben so viel zu tun, solange wir berufstätig sind. Säuglinge werden in der KITA abgeliefert und leider die altgewordenen Menschen im Altenwohnheim untergebracht. Die alten Menschen werden immer älter und pflegebedürftiger.
Die Corona-Krise mit all den Begrenzungen engen uns immer mehr ein, und die Menschen werden immer einsamer. Mir fehlen die Heimattreffen, die Wallfahrten in Telgte und Werl sowie die Wallfahrt in die Grafschaft. Viele sind durch die Corona-Auflagen stumm, sie haben niemanden, mit dem sie reden können. Das Briefeschreiben nimmt immer mehr ab. Was bleibt ist das Telefon: Bleiben Sie dran: Rufen Sie jemanden aus ihrem Kreis an, der noch einsamer ist. Wir nutzen das Telefon als das Kommunikationsmittel.
Solidarisieren Sie sich in Gedanken und dem Gebet sowie Hilfsaktionen mit den Menschen unter dem Mantel der Gottesmutter, die es jetzt trifft wie es uns vor fast 75 Jahren getroffen hat.
Wir waren 15 Millionen Heimatvertriebene, heute sind 75 Millionen vertrieben, auf der Flucht, unterwegs, um ein Leben in Frieden und Menschenwürde zu finden.
Unsere Politiker müssen die Zustände in den Heimatländern verändern, damit die Menschen Arbeit, Wohnung und Lohn finden.
Weihnachten 2020 wird wahrscheinlich ganz anders stattfinden, als wir es gewohnt sind. Unser wohlstandsverwöhntes Dasein bedarf einer großen Korrektur. Unser Leben kann nicht mehr so weitergehen wie bisher. Die Corona-Krise lehrt uns Umkehr und einen anderen Lebensstil. Generationen vor uns haben gelehrt, anders, einfacher zu leben. Jeder kehre vor seiner eigenen Tür. Die Schutzmantel-Madonna hat viel Platz unter ihrem Mantel. Nehmen wir zu Weihnachten dort Platz.
Mit herzlichen Weihnachts- und
Neujahrsgrüßen verbleibe ich
Ihr Franz Jung
Großdechant
|
Weihnachtskarte des Großdechanten
Liebe Landsleute aus der Grafschaft Glatz und uns
Verbundene, Verwandte, Freunde und Bekannte,
die Welt steht auf dem Kopf und kommt nicht zur Ruhe oder will auch die Ruhe nicht, weil dann Menschen sich auf das Eigentliche besinnen müssen. Ein Redakteur der „Westfalischen Nachrichten“ hat „unser derzeitiges Leben als wohlstandsverwöhntes Dasein“ bezeichnet. Wir kommen nicht daran vorbei, umzudenken und Konsequenzen für unseren Lebensstil zu ziehen.
Wenn jemand von Freunden oder gar Verwandten an der Corona-Pandemie stirbt, dann geht es uns ans Eingemachte. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, sondern darauf hinweisen, dass unsere Eltern nach der Vertreibung sehr bescheiden gelebt und wir als Kinder das miterlebt haben, dann traue ich uns allen zu, Weihnachten 2020 bescheiden zu feiern, vielleicht auch in stiller Einsamkeit, denn die ist in dieser Zeit das größte Problem. Uns wurden durch die Pandemie Heimattreffen, Wallfahrten in Werl und Telgte oder in die Heimat genommen. Von diesen Ereignissen haben wir gelebt und davon gezehrt.
Ich fand aus dem Vorrat vieler Weihnachtskarten ein Gedicht in unserem Anliegen.
Vier Kerzen
Eine Kerze für den Frieden,
weil der Streit nicht ruht,
für den Tag voll Traurigkeiten
eine Kerze für den Mut.
Eine Kerze für die Hoffnung
gegen Einsamkeit und Not,
wenn Verzagtsein unseren Glauben
heimlich zu erschüttern droht.
Eine Kerze, die noch bliebe,
als die wichtigste der Welt:
Eine Kerze für die Liebe,
weil nur diese wirklich zählt.
Als Weihnachtsbild scheint mir die Königsteiner Madonna als „Mutter der Vertriebenen“ passend zu sein. Ich bin dankbar dafür, dass die Organisation „Kirche in Not“ mir die Abbildung erlaubt. Jeder findet seinen Platz unter der Schutzmantel-Madonna.
Was mir das nächste Jahr bringen wird, lege ich in die Hand Gottes und seines Sohnes Jesus Christus, der für uns Mensch geworden ist und uns seine Hilfe anbietet.
Ich bedanke mich für alle Glück- und Segenswünsche zu meinem Doppelfest. Am 3. Dezember durfte ich meinen Geburts- und Namenstag feiern.
Gottes Segen, Licht und Liebe zum Weihnachtsfest und für das Neue Jahr 2021
Mit herzlichen Grüßen
Ihr, Euer und Dein
Franz Jung
Großdechant
Obige Abbildung:
Schutzmantelmadonna „Mutter der Vertriebenen“, Kollegskirche, Königstein/Taunus
(mit freundlicher Genehmigung von Kirche in Not, München)
|
|